Donnerstag, 25. Juni 2009

Moin! Immer nie am Meer

Geschafft! Am Meer! Letzte Station, nach mehr als 1000 Kilometern. Unglaublich für mich selbst.

Von Neumünster ging es nach Kiel. Mein eigentlicher Couchsurfer hatte sich nicht mehr gemeldet und da dachte ich: Kein Problem, ich geh einfach in die Jugendherberge. Doch Problem: Wer hätte denn mit der Kieler Woche gerechnet??? Die Stadt voll, Fressstände, Riesenräder, Musik, Bühnen und Buden überall, Leute drängen sich in den Straßen, der Hafen quillt über von Booten und Schiffen, die Luft schwer von Schiffssignalen, Matrosen und Kapitäne in den Gassen, alle Hotels und Herbergen belegt. Ich sende eine panische Couchsurfing-Notfall-Nachfrage, und es melden sich tatsächlich vier Leute, eine davon ist Lisa, in deren Wohnung ich kurz darauf hochfahre. In den elften Stock, mit atemberaubender Sicht über Stadt und Wasser. Abends bin ich noch mit ihrem mexikanischen Mitbewohner und seiner Freundin ein bisschen im Trubel gewesen. 

Am nächsten Morgen durfte ich sogar mit ihrem Segelkollegen Matthias raus auf die Ostsee fahren, wohin er eine kleine Gruppe für umme mitnahm und dann die Segel setzte. Wind und Wasser, Sonne und Wellen, und in dem Kieler-Woche-Gewimmel, das auf See genauso dicht ist wie an Land, erkennen die Segel-Experten sogar noch Routen und Regatten; laut Andi, Lisas Mitbewohner Nummer zwei und auch Segler, haben wir mehrere Schiffe überholt... Ich war einfach nur begeistert von den großen Kreuzern, die sich wie schwimmende Städte Richtung Horizont bewegten, den alten, rotbetuchten Windjammern, den schaukelnden Surfbrettern und unserem flatternden Segel, das auf Kommando rauschend die Seite wechselte und das Schiff "Klar zur Wende" machte.

An diesem Tag startete ich erst um vier und wollte eigentlich bis nach Scholderup, doch da kam mir wieder die Ostsee dazwischen. Meer Faszination, Meer Begeisterung und Meer Anziehungskraft haben wohl nicht viele Dinge. In Eckernförde fuhr ich über die Kreuzung und fand mich am Strand wieder, wo ich mich selbst nicht mehr wegbekommen konnte. Übernachtung am Strand - vielleicht nicht gerade so erlaubt, aber einfach ur-abenteuerlich und wunderschön! Eingewickelt in Schlafsack und Zelt (dessen hochqualitative Stäbe mittlerweile sehr ramponiert und teilweise gebrochen sind) lag ich im Sand, ein paar Meter weiter unten leckten die Wellen über Steine und Algen, die ich einige Zeit zuvor noch überschwommen hatte, die Sonne hatte sich verkrümelt und ich genoss die vorerst letzte Nacht draußen.

Gut, dass ich gleich  in Eckernförde geblieben war, so konnte ich heute morgen entpannt auf kurvigen, hügeligen Radwegen gegen den Meeressturm anstrampeln, in Missunde schick mit der Fähre übersetzen, was selbst Rennriette gut gefallen hat, und so entlang der Landstraße nach Flensburg radeln. Die Autofahrer müssen sich gewundert haben über die Radlerin, die so breit grinsend in die Stadt fuhr, als hätte sie gerade eine 1000-Kilometer-Tour hinter sich gebracht und sei endlich am Ziel...

Auch Flensburg liegt am Meer, das werde ich mir morgen mal aus der Nähe ansehen, nachdem ich ein bisschen was für meine Weiterreise nach Dänemark und Schweden und für die kenianischen Projekte organisiert habe. Dann werde ich auch noch Fotos hochladen und die endgültige Spendensumme und Kilometerzahl aktualisieren. Jetzt ziehe ich mich erstmal in die Flensburger Männer-WG zurück und dann auch bald in meinen Schlafsack.

Gute Nacht erstmal!

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