Dienstag, 15. Januar 2013

Fortschritte


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Liebe Leser,

Weihnachten ist vorüber, und damit auch mein kurzer Besuch in Anyiko. Wir sind letzte Woche für vier Tage hingefahren und haben sämtliche Bekannten mit Besuchen abgeklappert. Dazwischen durften wir an einem Treffen mit dem Komitee der Schule teilnehmen. Es tut sich einiges. Die größte Neuigkeit war, dass die Regierung Herrn Wicliffe Ogeu an der Schule als Manager angestellt hat, der die Sache nun tatsächlich zum Laufen bringen wird. Die Klassenräume müssen fertig gestellt und ausgestattet und Schüler angeworben werden. Das Komitee hat einen kleinen internen Spendenaufruf gestartet, um letzte Schulden zu tilgen, bevor es im Juli wieder eine große Harambee geben soll.
Die Bauarbeiten sind noch nicht fortgesetzt worden, weil es Probleme mit dem Geld gibt. Leider hatte das Komitee mit ein paar Korruptionsfällen innerhalb und unter den angestellten Bauleitern zu tun, aber das wurde größtenteils gelöst. Nun hoffen alle auf den versprochenen Zuschuss, der noch aussteht. Außerdem könnte es sein, dass ein Politiker sein Wissen über Automechanik und ein Fahrzeug zur Verfügung stellen wird, um an der Schule zu unterrichten.
Die 360 Euro, die noch als Spendengeld vorhanden sind, werden wir in Absprache mit dem Komitee für ein kleines Projekt ausgeben. Die beiden neuen Klassenräume könnten zum Beispiel mit dem Wassertank verbunden werden, um diesen mit noch mehr Regenwasser zu füllen. Andere Arbeiten umfassen die Inneneinrichtung der Klassenräume (verputzen, streichen, usw.), die Entfernung von Gebüsch um das Gebäude und die Besorgung von Werkzeug.

Auch an der Klinik tut sich was: Zweimal im Monat kommt ein mobiles Ärzteteam dorthin und kümmert sich um leicht zu behandelnde Krankheiten und Verletzungen. Die Mitglieder des Komitees haben die Clans damit beauftragt, sich jeweils um den Verputz eines Raumes zu kümmern. Zwei oder drei sind schon fertig. Auch hier muss dann gestrichen werden. Ich werde das mit Antony besprechen und Rücksprache mit Mr. Sind halten, um herauszufinden, was mit 360 Euro gestemmt werden kann und was vonnöten ist.

Und weil ich immer mal wieder darauf angesprochen werde, kommt hier die Übersetzung des Artikels ins Englische.

*

Dear Readers,

Christmas is over and such is my short visit to Anyiko. Last week we went there for four days and tried to visit as many friends as possible. Furthermore we were invited to a full board meeting at the school. There are a lot of things going on. The biggest news was the arrival of Mr. Wicliffe Ogeu, who was employed by the government as the manager of the school and who is going to run it from now on. The classrooms have to be finished, furnished and equipped and the school must be advertised for students to come. The board started an internal fundraising to pay the last depts before they want to organize a big Harambee in July.
Building has not been continued because of some money issues. Unfortunately the board was confronted with some cases of corruption within and among the building contractors, but it was solved almost completely. Now everyone is hoping for the promised addition of money that still needs to be given out. Furthermore, a politician mentioned to be able to volunteer and provide his knowledge and a car to start some motor mechanics lessons at the school.
There are still 360 Euros of donations left. We will spend them for a small project in consideration with the board. For example, the two new classrooms could become connected to the water tank to fill it with more rain water. Other necessities include the finishing of the rooms (smearing, painting, etc.), removing bushes around the buildings and the need of tools.

The clinic is developing, too: Mobile doctors go there twice a month and treat small diseases and wounds. The board has ordered the clans to take care of the finishing of one room each. Two or three have already been finished. They must be painted as well. I will discuss that with Antony and Mr. Sind to find out what 360 Euros can be used for and what is needed.

For more information in English, you are highly welcome to contact me: laura[dot]kuenzig[at]gmail[dot]com

Ein verputzter Raum in der Klinik. / One of the smeared rooms o fthe clinic.

Masasia Dispensary (die Klinik).

Die rechte Wand wurde schon zum Dach hoch fortgesetzt, die linke muss noch. / The right wall was extended under the roof, the left one will still be done.

Das Gleiche von außen. / The same case from outside.

Das Komitee: Auf der Bank in der Mitte sitzt der neue Manager. / The Board of Members: The man sitting on the bench in the middle is the new manager.

Die Urkunde der Registrierung. / Certificate of Registration.

Freitag, 7. September 2012

Der aktuelle Stand

Liebe Interessierte!
Jetzt hat es doch gar nicht so lange gedauert. Vorgestern war ich einen Tag lang in Anyiko und konnte die Baustellen besuchen. So sieht die Klinik im Moment aus:


 Sie hat ein schönes blaues Dach und ist erstmal sicher vor dem Regen. Nächste Schritte sind Fenster und Türen, wahrscheinlich die Zementierung des Bodens (so genau hab ich nicht geguckt), und der Verputz.
Zur Zeit konzentriert sich das Kommitee jedoch auf die Schule:

Das sind die neuen Toiletten. Leider wurde eine der Türen schon entwendet.
Und das sind die beiden neuen Klassenräume:



So sehen sie innen aus. Auch hier kommen noch Scheiben in die Fenster und Boden und Wände werden verputzt. Mr Sind meinte aber, dafür sei ausreichend Geld vom CDF da. Was dann noch fehle, seien Werkzeuge. Denn die Schule ist nun voll registriert und dazu befähigt, zehn Kurse zu eröffnen. Sie muss nach der Fertigstellung der Klassenräume entsprechend beworben und attraktiv gemacht werden, unter anderem durch den Nachweis entsprechender Unterrichtsmaterialien.

Wie im letzten Eintrag berichtet, habe ich noch Spendengeld, das verwendet werden kann. Zunächst soll aber das Geld vom CDF aufgebraucht werden. Antony und ich hatten ja die Idee, die Freiwilligenorganisationen CIVS und KVDA auf die Projekte ausfmerksam zu machen und um ein work camp zu werben. Leider arbeiten unsere Freunde und Ansprechpartner von CIVS nicht mehr dort, und generell bekommen die Organisationen zur Zeit die Auswirkungen der schlechten Nachrichten zu spüren. Die Zahl der Freiwilligen, die nach Kenia kommen, hat extrem abgenommen, seit in Nairobi einige Anschläge verübt wurden. Außerdem finden im März die ersten Wahlen unter der neuen Verfassung statt, und bei den letzten vor fünf Jahren gab es enorm gewalttätige Ausschreitungen. Entsprechend traut sich keiner mehr in ein Land, das doch so viel mehr zu bieten hat als die traurigen Schlagzeilen aus den Nachrichten.

Antony und ich sind nun ja auch etwas weiter entfernt von zu Hause und mit unseren Studien beschäftigt, sodass wir die Dinge weiterhin ganz dem Kommittee überlassen, das so hervorragende Arbeit leistet. Im Dezember sind Ferien und Weihnachten werden wir vorraussichtlich in Anyiko verbringen. Mal sehen, was sich bis dahin noch ergibt. Vielleicht starten wir auch einfach unser eigenes kleines, privates "work camp" im nächsten Jahr.

Freitag, 31. August 2012

Post aus Kenia

Liebe Leser,

Mal wieder ist zwischen zwei Einträgen viel Zeit vergangen. Diesen Eintrag schreibe ich aus Kenia. Seit fünf Tagen bin ich hier, diesmal nicht als Freiwillige und auch nicht ausschließlich als Privatperson, sondern als Studentin. Ich werde ein Jahr lang am Narok University College studieren. Auch Antony hat sich in Nairobi für sein Studium eingeschrieben. Trotzdem tut sich bei den Projekten natürlich weiterhin etwas. Die letzte gute Nachricht war, dass die Klinik ein Dach bekommen hatte. Auch das work camp, das im Januar 2012 stattfand, war sehr erfolgreich. Es wurden wieder sehr viele Ziegel von allen freiwilligen Helfern hergestellt, die zum Weiterbau unbedingt benötigt werden. Außerdem hat sich die Mühe um die Registrierung beim CDF nun enslich ausgezahlt - im wahrsten Sinne des Wortes: Die Projekte haben zusammen eine Million Kenya Shilling bekommen, das sind umgerechnet etwa 10000 Euro. Dieses Geld liegt in der kompletten Verantwortung des Vorstandes. Bis jetzt haben wir noch nicht mit ihnen gesprochen, aber wir sind sicher, dass sie das Geld im allgemeinen Interesse verwenden. Vielleicht kann ich demnächst einmal nach Anyiko fahren (was allerdings etwa sechs bis sieben Stunden dauert von Narok aus) und die Projekte besuchen, dann werde ich genauer Bericht erstatten könnnen.

Außerdem hat der treuste Spendenkreis der Projekte, nämlich der um meine Oma, wieder zusammengelegt, sodass der derzeitige Spendenstand 310 Euro beträgt. Dieses Geld halte ich zunächst einmal zurück, bis ich Genaueres über den derzeitigen Bau- und Bedürfnisstand erfahre. Wenn sich unsere privaten Studienangelegenheiten in einigermaßen geordneten Bahnen befinden, werden Antony und ich auch versuchen, die Projekte bei der Kenya Voluntary Development Association (KVDA) oder beim Center for International Voluntary Service (CIVS) für ein weiteres work camp zu bewerben. Es stehen vor allem das Verputzen und die Vervollständigung der Klinikräume an, sowie die Einrichtung von Toiletten.

Sollte es also Neuigkeiten geben, werde ich versuchen, ein wenig früher zu schreiben als dieses Mal. An alle Unterstützer geht ein riesengroßes Dankeschön. Eure Unterstützung spornt an und wir nehmen sie nicht auf die leichte Schulter!

Besten Dank und viele Grüße ais Narok, Kenia.

 PS: Die Tauschaktion ist hiermit beendet. Aus Zeitmangel blieb es bei dem 40-Euro-Ikeagutschein. Den haben wir für den Kauf mehrerer Solar-Tischlampen benutzt, die wir an Freunde und Verwandte verschenken und selbst nutzen.

Freitag, 2. Dezember 2011

Gut bedacht

Liebe Leser,

Es ist soweit: Die Klinik hat endlich ein Dach!!




Jetzt sind die Ziegel vor weiteren Regenfällen geschützt und das Gebäude nimmt langsam auch für die Öffentlichkeit bedeutende Züge an. Die Behörden merken nun hoffentlich, dass die Dorfgemeinschaft es ernst meint. Der CDF (Community Developement Fund) hat gleich reagiert und den Projekten Fördermittel zugesprochen. Das work camp, das im Januar stattfinden wird, kann also beginnen!

Dienstag, 1. November 2011

mehr tauschen!

Liebe Leser,

Nun bin ich schon eine geraume Zeit wieder in Deutschland, und endlich werde ich meine Tauschaktion fortsetzen. Wir rekapitulieren kurz: Angefangen habe ich mit einer Büroklammer, die ich gegen Halsbonbons tauschte, diese gegen ein Grammatikbuch, das gegen einen Schreibtisch, für den ich einen 40-Euro-Gutschein bei Ikea bekam. Wer diesen haben möchte, melde sich mit einem Tauschangebot bitte bei mir!

(mehr auch  rechts unter dem Label "Tausche Büroklammer")

Montag, 24. Oktober 2011

picha II

teil zwei der fotostory betrifft die projekte, bei denen sich ja auch einiges getan hat:
die einladung zur harambee

eine kenianische spendenaktion besteht hauptsächlich aus reden, sodas und musik
der chairman bei der eröffnungsrede
eine schwester aus einer entfernteren klinik versteigert bananen. (übrigens heißt ihre tochter auch laura :)
der master of ceremony zählt die spendenbeträge


das komitee führt buch
der wahlkämpfer verliest das sensationelle ergebnis: 1250 000 shillings!!
das geld wird dringend benötigt, denn wegen des fehlenden daches prasselt die regenzeit ungehindert auf die wände und zerstört erste ziegel.

aber jetzt kommt ja ein dach drauf. bei meiner abreise waren die bauarbeiten in vollem gange, inzwischen sind wohl auch die wellbleche drauf - der politiker hat sein versprechen wahr gemacht und die iron sheets gespendet!

und so sieht übrigens der schneiderkurs in der polytechnic aus.

picha

die deutsche hektik hat mich schon wieder fest im griff... aber iher kommen endlich die versprochenen fotos


unser haus - nach der arbeit

lucys küche in voller aktion


eine der vielen shambas

die erdnüsse sprießen
river nzoia in gewaltiger schönheit

bei collins am rande des regenwaldes

dolly!!

narok - eine ganz andere landschaft!
nairobi von oben

Freitag, 7. Oktober 2011

Stadt Land Fluss


Liebe Leser,

Es sind die letzten Tage, die ich in Kenia verbringe. Ich habe mich vom Landleben verabschiedet, was verständlicherweise sehr traurig war, bin über "meinen" Fluss Nzoia gefahren und nach acht Stunden im Kampala Coach Bus in Nairobi angekommen. Die Hauptstadt ist nicht mehr ganz so erschlagend wie die letzten Male, inzwischen kenne ich mich wohl ein bisschen aus. Trotzdem reicht es, den halben Tag zwischen sich stauenden, Abgase spuckenden Fahrzeugen, hohen Häusern und unglaublichen Massen von Menschen und Lärm und Verkaufsständen und Müll und Lärm Bewegung und Hitze und Gerüchen herum zu wuseln. Nairobi macht mich nach wie vor fertig, aber ich nehme es gelassen und stürze mich jeden Morgen neu ins Gewimmel.
In "Nairobbery" hat jeder, aber auch jeder, mindestens einen Verwandten. Da ich nun halb Kenianerin bin, komme auch ich nicht drum herum, alte Bekannte, Freunde und "family members" zu besuchen. Gestern zum Beispiel waren wir im GoDown Arts Centre, im Büro von Jes'e und Nick, bei denen ich vor zwei Jahren gerne öfter vorbeischaute. Sie arbeiten mit Straßenjungs und bringen ihnen Akrobatik bei. Es war witzig, die beiden und die wahnsinnig kreativen anderen Leute im GoDown wieder zu sehen.
Meine Geschenke- und Souvenirliste bekommt immer mehr Häkchen, in Nairobi bekommt man einfach alles: Maasai-Decken, Pizza, Plastiklaster... Nur den Film über Banksy haben wir noch nicht gefunden, dabei wollten wir den so gerne noch sehen. Wir lassen es langsam angehen, wimmeln vormittags durch die Straßen, treffen Freunde... und ich nehme langsam Abschied.
Außerdem habe ich mir schon jetzt einen Schnupfen eingefangen. (Ich hatte gehofft, er ließe bis im kalten Deutschland auf sich warten.)
Im Moment hupen die Matatus auf der Straße unter mir, und die conducter brüllen die Preise und die Richtung, in die sie fahren, um Passagiere anzulocken. Mindestens drei verschiedene Stationen spielen drei verschiedene Arten von Musik, der Verkehr lärmt und die vielen Fußgänger reden eine einzige Kakophonie an mein Fenster, um sich überhaupt gegenseitig zu verstehen. Es ist gut, hier zu sein. Das hier dürfte der letzte Blogeintrag aus Kenia gewesen sein, ich melde mich, wenn ich wieder in Deutschland bin. Dann werde ich auch noch ein paar Fotos posten.

"Haya... tutaonana!!"

PS: Als ich vielbepackt mit all meinem Gepäck von zu Hause Richtung Ligega, von wo aus die Matatus fahren, marschierte, kam ich auch an der Klinik vorbei, die nun eine Dachkonstruktion aus Holzplanken hat, die jetzt mit Wellblech gedeckt werden muss. Das Spendengeld der Harambee im August wurde dafür verwendet. Das Kommitee entschied sich für die Dachkonstruktion und gegen die Toiletten, denn der zuständige Politiker für den Ugenya District hatte versprochen, Wellblech zu spenden, sollte das Kommitee es wirklich ernst nehmen und die Dachkonstruktion aufstellen. --- Kenia... Politiker... Wir können nur hoffen. Aber vielleicht macht er sein Versprechen ja tatsächlich wahr...!

Mittwoch, 28. September 2011

an alle leipziger leser:

geht hin, lasst was im spendenkorb und grüßt sabine von mir. :)

http://www.littleprinz.org/lang/de/news-2/

Dienstag, 20. September 2011

Termiten essen (und andere Vorkommnisse)


Liebe Leser,
Es ist schon wieder eine Weile her, seit ich mich gemeldet habe, und seitdem ist viel und wenig passiert. Wenig, weil wir meistens auf diversen Feldern unterwegs sind, umgrabend, pflanzend. Viel, weil all die kleinen Dinge, die täglich passieren, ein Buch füllen könnten.

In Kenia haben die Lehrer gestreikt, und der Streik scheint sich afrikaweit fortzupflanzen (zumindest habe ich gehört, dass auch in Uganda an der Uni die Professoren ihren Dienst niedergelegt haben). Da Paul Schüler, Ann Lehrerin und Charles für die Schulfinanzen zuständig ist, hatten die drei quasi verlängerte Ferien. Um so größer ist der Unterschied nun, da sie seit fast zwei Wochen erst abends heimkommen (und Paul vermutlich bis nach meiner Abreise in der boarding school bleibt) und uns vormittags auf dem leeren compound zurücklassen. Manchmal bin ich die Einzige, die zu Hause ist. Aber Dolly ist ja da. Sie hat jetzt ein kleines Haus und eine Kette, außerdem ist sie geimpft und entwurmt und zahnt fröhlich vor sich hin. Sie frisst eigentlich alles, inklusive Muschelschalen, die die Hühner aus dem übriggebliebenen Haufen Sand vor unserem Haus kratzen, und Zuckerrohr, das wir schon gekaut und ausgelutscht haben. Wir haben ihr nun vorgeschlagen, dass es vielleicht gesünder sei, sich an Knochen und Omena (Fingerlinge) zu halten, und sie scheint unser Angebot anzunehmen.

Wir haben oft Besuch. Gleich eine Woche, nachdem wir dort waren, kamen Joe und Simon aus Shinyalu. Sie werden die nächsten Tage komplett aus den ehemaligen Takatifu Gardens ausziehen, haben das restliche angefallene Gerümpel versteigert (und uns ein paar Pinsel vermacht, mit denen wir die Dusche gestrichen haben) und ziehen nach Nairobi. Vorher haben sie nochmal bei uns vorbeigeschaut und uns einen Tag auf einem Feld geholfen, dessen Erde furchtbar anstrengend umzugraben war.
Außerdem kamen neulich „fadhe Dennis“, mit dem wir im work camp gearbeitet haben, und Lucys ehemalige Arbeitskollegin vorbei, die mir eine Tüte Erdnüsse geschenkt hat. Ich habe sie schon gepellt, Lucy wird mir demnächst zeigen, wie man eine Art Eintopf daraus kocht („You are in a college!“). Gerade trocknen übrigens ein paar Sesamsamen vor ihrem Haus, die ich gewaschen habe. Eine weitere Unterrichtseinheit lautet nämlich: Wie man Sesambälle (simsim) macht. Ich muss also später nochmal in die „Schule“ aka Küche. Ich weiß jetzt auch, wie man die Fasern aus Kürbisblättern zieht, damit man sie wie eine Art Spinat kochen kann (sewewe) und wie man Termiten zubereitet. Die kriegen nur einmal im Jahr Flügel, kommen an die Erdoberfläche und versuchen, möglichst unbeschadet davon zu kommen. Da kommen flitzende Schwalben natürlich sehr ungelegen, und Menschen auch, die die kleinen schwarzen Insekten mit Flügeln, doppelt so lang wie ihr Körper, entweder sammeln und dann mit etwas Salz braten, oder aber gleich vom Fleck weg essen. Lebendig waren mir die kleinen Krabbelviecher zu --- lebendig! Aber gebraten (und mehr oder weniger unkenntlich zusammengeschrumpelt) schmecken sie wie salziges, bröseliges Rührei. Besser als Omena auf jeden Fall!
Eine weitere Besucherin war Lucys und Anns co-wife, die auch Lucy heißt. Sie hat ein Geschäft in Kisumu und ist deswegen selten zu Hause. Sie kam für ein paar Tage und wir halfen ihr auf ihrem Feld, wo wir Bohnen und Mais pflanzten. Abends saßen wir zu dritt in der Küche (Frauendomäne), wo man, während es schon dunkel ist, das Abendessen für die Männer zubereitet, den Frühstückstee kocht und dann selbst isst, während das verglühende Feuerholz gemütlich vor sich hin knackt.

Ein paar landwirtschaftliche Experimente nehmen rund um unser Haus langsam Form an. Wir haben zwei chokoes aus Shinyalu gepflanzt, die, wenn sie mal richtig wachsen (und allzu lange kann das bei diesen irren Pflanzen nicht mehr dauern), eine kleine Begrenzung vor unserer Tür sein werden. Auf der anderen Seite wächst sukuma in Säcken, sodass es einfach ist, diese Art Spinat zu gießen und zu ernten und die Hühner nicht so einfach drankommen. Außerdem haben wir ein paar Papaya- und Kürbissamen verstreut und hinter dem Haus versuchen Erdbeeren und eine Passionsfrucht ohne viel Zuwendung (zugegebenermaßen) zu sprießen.

Hin und wieder regnet es heftig gegen Abend, wir hatten aber auch ein, zwei wolkige Tage, die sich besonders gut eignen, um länger auf dem Feld zu bleiben. Vor kurzem hat es daumennagelgroße Eisbrocken gehagelt; das war dann schon ein bisschen schmerzhaft für die Ohren unter dem Blechdach.

Letztes Wochenende haben wir Familie Sind besucht. Esther Sind ist Grundschullehrerin, und wir haben ein paar Stifte verteilt, die Yaron, der Freiwillige aus den USA, im Mai hiergelassen hatte. Getuschel, Gezischel, Geschrei. Esther sagte, und damit hat sie wohl Recht: „Chaos! Wherever you wazungu (white people) go, your presence is causing chaos!“ Die ganz Kleinen haben sich sogar Pseudo-Gründe ausgedacht, um ins Lehrerzimmer zu kommen, um einen Blick auf den mzungu zu werfen.
Mr Sind ist ein Mitglied des Komitees für die beiden Projekte und er erzählte uns, dass das Geld der Harambee für die Holzkonstruktion des Klinikdaches bestimmt ist und die Arbeit bereits angefangen hat. Ein Politiker hat versprochen, die iron sheets zu spenden, wenn die Konstruktion fertig ist. Wir stellten auch einen Ein-Jahres-Plan für beide Projekte zusammen; vor allem, weil Yaron danach gefragt hatte, um in den USA Spenden zu sammeln, aber die Pläne geben auch eine gute Auskunft darüber, was noch getan werden muss und welche Pläne in Zukunft in Angriff genommen werden können. (Ich werde sie hier auch noch veröffentlichen.)
Natürlich haben wir auch seine Mutter besucht, eine alte Dame, die seit vermutlich zwanzig Jahren die selbe Mütze aufhat (zumindest habe ich sie noch nie ohne gesehen), und uns Familiengeschichten von vor noch längerer Zeit erzählte. Und noch eine alte Frau haben wir besucht: Mary Deru, der ich letztes Mal ein bisschen auf dem Feld geholfen habe. Bestimmt hundert Jahre alt, sitzt sie auf ihrem Hocker, die vielen Falten werfen silberne Schatten auf ihre schwarze Haut, und sie schaut aus der Türe den Kindern, die sie gern besuchen, beim Spielen zu. Sie sagt „Schafe ertrinken, Flugzeuge stürzen ab, Bomben explodieren, und ich frage Gott: Warum nicht ich?“. Sie vermutet, dass Gott will, dass das Dach ihrer Kirche fertiggestellt wird, erst dann wird er sie sterben lassen. Sie kann kaum laufen, und wenn sie morgens vom Feld zurückkommt, dass sie bestellt, damit sie nicht auf andere angewiesen ist, würde sie gerne Tee trinken oder frühstücken, aber schon um ein Feuer anzumachen muss sie erst ein bisschen dösen, um Energie zu sammeln. Sie erinnert sich an mich, und sie erinnert sich an Zeiten, da sie Eier für zwei Cent das Stück kaufte, gute zwanzig Kilometer zu Fuß zum Markt lief, die Eier für drei Cent verkaufte und dann wieder nach Hause ging. (Heute kosten die Eier acht oder zehn Shilling das Stück, und das sind derzeit umgerechnet etwa sechs Eurocent.)

Gestern haben wir das Projekt von zwei Franzosen und einem Italiener besucht, die auf einem ziemlich großen Stück Land Gemüse anbauen und es in größeren Städten verkaufen (Hier weiß kaum jemand, was er mit Paprika oder Aubergine anfangen sollte). Ihr Ziel ist es, eine Kooperative zu gründen, in der verschiedene Leute cashcrops für sie anbauen, die sie dann verkaufen. Die Leute waren nett und es war interessant, die Farm zu sehen. Allerdings schreckten uns „Ökos“ die Mengen von Dünger und Pestiziden ab, und die Tatsache, dass sie die Leute von der Subsistenzwirtschaft wegbringen wollen – wo gerade in der aktuellen Situation des Kenya Shillings (Inflation!!) Essen viel mehr wert ist zu haben als Geld…

Es ließe sich noch einiges anfügen: Lucys Rückenschmerzen und ihre Fahrt ins Krankenhaus, Dollys tapfere Miene beim Impfen heute, unser geplanter Uni-Ausflug nach Narok am Sonntag, Antonys Seminar in Nairobi und unsere couchsurfing-Ambitionen in der Hauptstadt… Aber davon vielleicht ein andermal. Jetzt werde ich erstmal ein paar Paprika und Auberginen schnippeln, die wir gestern geschenkt bekommen haben, um Lucy zu zeigen, wie man solches Gemüse zum Beispiel in einem Omelette verbraten kann. Eine allseits beliebte Delikatesse hier auf dem compound sind übrigens Spaghetti à la Laura geworden, ich komme also nicht drumrum, auch das nochmal zu kochen.

Soweit mal alles Liebe aus dem heißen Kenia, wo der Wind in den Bananenblättern und die ersten Wolken am Horizont einen kühlenden Regenschauer gegen Abend versprechen.