Samstag, 27. Juni 2009





Rückzug

Ihr lieben Leser!
Dies hier wird nun vorläufig der letzte Eintrag werden. Ich habe beschlossen, mich in Dänemark und Schweden (und vielleicht auch in Finnland) ganz auf mich und meine Zukunft, mein Studium und die Bio-Landwirtschaft zu konzentrieren und mir Zeit zu nehmen, die Seele ein bisschen baumeln zu lassen und ein paar Ideen für die kommenden Monate und die Projekte zu sammeln.
Hier in der Flensburger Männer-WG hab ich ein paar schöne Tage verbracht: Die Wohnung liegt ziemlich zentral, rechts und links davon verläuft die Einkaufsmeile, eine Parallelstraße weiter unten geht's am Hafen entlang. Nachdem ich gestern noch einige organisatorische Sachen erledigt habe (Studienführer kaufen, Überweisungsvoraussetzungen erfragen, ...), hat Rennriette heute mal ein bisschen entspannten Auslauf bekommen. Gestern harrte sie nämlich ein wenig trostlos am Hauseingang neben der Kneipe, über der ich derzeit hause, aus, weil ich mal einen Tag nur zu Fuß unterwegs sein wollte. Heute sind wir beide schön gemütlich erst auf die Ostseite der Flensburger Förde zur Solitüde geradelt, wo ich richtig reisekatalogmäßig barfuß am Strand entlangspazieren konnte und dann auf die Westseite zum Ostseebad. Das Meer ist stürmisch heute, zu stürmisch zum Schwimmen (also für mich, ein paar hyperaktive Jugendliche am Ostseebad haben sich von den kalten Böen nicht weiter beeindrucken lassen), aber es war schön, sich auf Steinen, Stegen und Sand, zwischen all den Muscheln, Möwen und Segelbooten mal so richtig durchpusten zu lassen.
Nun werde ich mal noch nach Radwegen suchen und dann geht die Reise morgen weiter nach Rodekro auf den ersten Biohof.
Wie sinnvoll es ist, die 1117,50€ sofort zu überweisen, muss ich erst noch rausfinden, aber seid versichert, dass ihr noch einiges in Sachen Kenia von mir hören werdet!
An dieser Stelle nochmal ein riesiges, letztes und ultimatives DANKESCHÖN! an alle Spender, Couchsurfer, sonstige Gastgeber, Kommentatoren, Unterstützer unterwegs, zu Hause und überall. Es war toll, so viel Rückhalt und Zustimmung zu erfahren, das hat mich auch den steilsten Berg noch hochgeschoben.
Jetzt kommen hier noch ein paar Fotos, und dann wird der Blog erstmal ruhen. Ich glaube, man kann den Namen später aber ändern, dann könnte sich das hier zur Internetseite überhaupt für die Projekte in Anyiko entwickeln.
Tschö mit ö!
Aussicht von Couchsurfing-Wohnung in Kiel
Segeln mit Carlos
Am Ostseestrand
Flensburger Ansichten

Donnerstag, 25. Juni 2009

Moin! Immer nie am Meer

Geschafft! Am Meer! Letzte Station, nach mehr als 1000 Kilometern. Unglaublich für mich selbst.

Von Neumünster ging es nach Kiel. Mein eigentlicher Couchsurfer hatte sich nicht mehr gemeldet und da dachte ich: Kein Problem, ich geh einfach in die Jugendherberge. Doch Problem: Wer hätte denn mit der Kieler Woche gerechnet??? Die Stadt voll, Fressstände, Riesenräder, Musik, Bühnen und Buden überall, Leute drängen sich in den Straßen, der Hafen quillt über von Booten und Schiffen, die Luft schwer von Schiffssignalen, Matrosen und Kapitäne in den Gassen, alle Hotels und Herbergen belegt. Ich sende eine panische Couchsurfing-Notfall-Nachfrage, und es melden sich tatsächlich vier Leute, eine davon ist Lisa, in deren Wohnung ich kurz darauf hochfahre. In den elften Stock, mit atemberaubender Sicht über Stadt und Wasser. Abends bin ich noch mit ihrem mexikanischen Mitbewohner und seiner Freundin ein bisschen im Trubel gewesen. 

Am nächsten Morgen durfte ich sogar mit ihrem Segelkollegen Matthias raus auf die Ostsee fahren, wohin er eine kleine Gruppe für umme mitnahm und dann die Segel setzte. Wind und Wasser, Sonne und Wellen, und in dem Kieler-Woche-Gewimmel, das auf See genauso dicht ist wie an Land, erkennen die Segel-Experten sogar noch Routen und Regatten; laut Andi, Lisas Mitbewohner Nummer zwei und auch Segler, haben wir mehrere Schiffe überholt... Ich war einfach nur begeistert von den großen Kreuzern, die sich wie schwimmende Städte Richtung Horizont bewegten, den alten, rotbetuchten Windjammern, den schaukelnden Surfbrettern und unserem flatternden Segel, das auf Kommando rauschend die Seite wechselte und das Schiff "Klar zur Wende" machte.

An diesem Tag startete ich erst um vier und wollte eigentlich bis nach Scholderup, doch da kam mir wieder die Ostsee dazwischen. Meer Faszination, Meer Begeisterung und Meer Anziehungskraft haben wohl nicht viele Dinge. In Eckernförde fuhr ich über die Kreuzung und fand mich am Strand wieder, wo ich mich selbst nicht mehr wegbekommen konnte. Übernachtung am Strand - vielleicht nicht gerade so erlaubt, aber einfach ur-abenteuerlich und wunderschön! Eingewickelt in Schlafsack und Zelt (dessen hochqualitative Stäbe mittlerweile sehr ramponiert und teilweise gebrochen sind) lag ich im Sand, ein paar Meter weiter unten leckten die Wellen über Steine und Algen, die ich einige Zeit zuvor noch überschwommen hatte, die Sonne hatte sich verkrümelt und ich genoss die vorerst letzte Nacht draußen.

Gut, dass ich gleich  in Eckernförde geblieben war, so konnte ich heute morgen entpannt auf kurvigen, hügeligen Radwegen gegen den Meeressturm anstrampeln, in Missunde schick mit der Fähre übersetzen, was selbst Rennriette gut gefallen hat, und so entlang der Landstraße nach Flensburg radeln. Die Autofahrer müssen sich gewundert haben über die Radlerin, die so breit grinsend in die Stadt fuhr, als hätte sie gerade eine 1000-Kilometer-Tour hinter sich gebracht und sei endlich am Ziel...

Auch Flensburg liegt am Meer, das werde ich mir morgen mal aus der Nähe ansehen, nachdem ich ein bisschen was für meine Weiterreise nach Dänemark und Schweden und für die kenianischen Projekte organisiert habe. Dann werde ich auch noch Fotos hochladen und die endgültige Spendensumme und Kilometerzahl aktualisieren. Jetzt ziehe ich mich erstmal in die Flensburger Männer-WG zurück und dann auch bald in meinen Schlafsack.

Gute Nacht erstmal!

Montag, 22. Juni 2009

Nordish by Nature

So, jetzt nochmal ganz der Reihe nach, nach diesem chaotischen Eintrag aus Hamburg:
Am Dienstag, 16. Juni, bin ich nach Echte geradelt, wo ich wieder eine Couch gesurft habe, und zwar die von Daniela, deren Tochter Jessy mir gleich mal ein tolles kleines Afrika-Geschenk gemacht hat, das seitdem sehr hübsch an meinem Handgelenk anzusehen ist, und die mich am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück zur HNA in Neuenkirchen gefahren hat, wo ich noch ein kleines "Interview" gegeben habe. Das Ergebnis:Und wie man an den Kommentaren sieht, wurde da doch nochmal jemand auf mich aufmerksam! Noch am gleichen Tag radelte ich nach Hannover und hatte immer noch genügend Zeit, mir die Stadt anzuschauen. Hannover an sich und an einem Tag ist eigentlich wie jede andere deutsche Großstadt auch: ein paar Kirchen, eine Einfaufsmeile, ein schöner Park und eine nette Altstadt. Die Wohnung meines Couchsurfers dagegen war dagegen umwerfend, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte, bei all den Farben, Karten, Zitaten, Graffittis und Sachen, die von der Decke hingen... Und: Ich habe einen der Macher des Animationsfilms "Urmel aus dem Eis" getroffen. Oh ja, nämlich Gilou, den Couchsurfer aus der bunten WG.
Nördlich von Hannover war dann aber auch bald schon wieder tote Hose, viel Gegend, viele rote Backsteindörfer und ein netter Bauer, der mir noch den Tip gab: "Vielleicht bauen Sie Ihr Zelt lieber nicht da in der Senke auf, wenn's heute Nacht noch regnet, könnte dat unangenehm werden." Leider kann ich den norddeutschen Dialekt schriftlich nicht so gut widergeben, aber es klingt immer nach einem besserwisserischen Singsang, nach einer Gemütlichkeitsmelodie irgendwie, eine liebenswürdige Sprachwelle, die so richtig Lust auf Hamburg macht und auf die man am liebsten stets antworten würde: "Jowoll, Herr Kabbitäjn!"
Am darauffolgenden Morgen: Noch nördlicher ging's, noch surrealer wurde es. Kaum Leute unterwegs, die winzigen, ausgestorbenen Dörfer durch kilometerlange, unmarkierte Landstraßen verbunden, über die höchstens mal ein Militärfahrzeug rast oder sich eine Schlange kringelt. (Echt jetzt, ich hab eine Schlange gesehen, und gar nicht mal so eine kurze! Außerdem Eichhörnchen und Wiesel.) An diesem Abend habe ich hinter der Touristeninformation in Neuenkirchen übernachtet, bei den Enten, und mich mit einem Hamburger unterhalten, der mir bereitwillig seine spannende Lebensgeschichte erzählte, die teilweise bis nach Ecuador reicht.
Der nächste Morgen: Ich mache den Reisverschluss meines Schlafsacks auf, krabbele aus dem Zelt und kriege einen leichten Schreck: Rennriette ist weg!! Ich hatte sie nicht abgeschlossen, wer soll ihr in Neuenkirchen auch schon was anhaben, wo es mehr Enten und ältere Damen als sonst was zu geben scheint. Doch es hatte sich jemand einen Scherz erlaubt und Rennriette ums Eck vor das Gebäude geschoben. Die Radtaschen waren noch da, nur die halbe Tüte Direkt-Apfelsaft fehlte. Naja, wie schon Clueso sang: Panik sieht bescheuert aus. Ich war einfach froh, meine Drahteselin heil und komplett besattelt wiedergefunden zu haben. Und an den/die Apfelsaftklauer: Prost!
Solche Abenteuer halten mich nämlich von gar nichts ab. Ich strample fleißig weiter nach Buchholz in der Nordheide, wo meine nächsten Couchsurfer wohnen, die mich kurzerhand zur Partysurferin machen und mich auf ihre alljährliche Wiesenparty einladen: Ein Haufen netter Leute, ein Lagerfeuer, ein Grill und ein Tipi. Das macht gute Laune, interessante Gespräche, einen vollen Bauch und eine heimelige Nacht im Indianerzelt.HUGH!
Drohene, grauschwarze Wolkenwände am nächsten Morgen, die sich bald darauf in einem Maße entluden, als wenn es nie wieder regnen sollte, hielten mich dennoch nicht davon ab, schließlich nach Hamburg zu strampeln, wie ihr ja schon einem etwas chaotischen Eintrag vernehmen konntet. Welch ein euphorisches Gefühl, vor dem gelben "Hamburg"-Schild zu stehen, über die Elbe zu fahren, die HafenCity-Baustellen zu durchqueren, die Speicherstadt zu erreichen und kurz danach viele der bereits bekannten Orte wiederzusehen. Meine Hamburger Couch stand in einer Wohnung, deren Couchsurfer gar nicht da war, der aber den Schlüssel den Nachbarn gegeben hatte, und so konnte ich in diese schicke, schlichte, helle Wohnung an der Elbchausse und hatte Riesengermknödel zum Abendessen. Der Hamburger ist nämlich eigentlich Österreicher.


Die nächste Strecke führte über die morgendliche Reeperbahn, an der Alster entlang und an sehr vielen Joggern vorbei ins nächste Stück Gegend, wo vor allem Kühe meinen Weg säumten. Aber auch die Gestüte nehmen hier plötzlich zu, und auf einem solchen habe ich gestern Nacht auch ein Stückchen Wiese für mein Zelt gefunden. Dieses ist mittlerweile schon ziemlich ramponiert; die Zeltstangen bröckeln stückchenweise weg, wasserdicht war es sowieso nie und die Nähte drohen zu platzen. Aber es erfüllt immernoch seinen Zweck, sieht zwar nicht mehr ganz so ästhetisch aus und hängt eben ein wenig durch, aber es bietet Schutz vor den mittsommerlichen Regentropfen und ich verkrieche mich stets recht früh darin, weil es ab einer gewissen Uhrzeit einfach zu kalt wird, um noch draußen zu sein. Und so krabbelte ich auch gestern Abend gegen neun in meine Koje, nachdem ich den Pferden Gute Nacht gewünscht, die Zähne geputzt und das Stückchen Regenbogen am östlichen Himmel bewundert hatte, ein bisschen wehmütig, weil mir zumindest in der Mittsommernacht ein "gemütliches Beisammensein" mit Freunden und/oder Familie gut gefallen hätte, aber auch zufrieden, ein gutes Buch zu haben, das mich weit weg ins verregnete Lissabon entführt und erfreut darüber, dass ich auch diese Lektion, nämlich die der Einsamkeit, einmal lernen, erfahren und erleben kann.
Der Morgenhimmel von heute strahlte, als hätte er mir nicht mehrmals in der letzten Nacht aufs Zeltdach getropft. Heller Sonnenschein und einige Kuh- ... äh, Pferdekäffer warteten auf mich, und schließlich Neumünster, Kleinstadt im Norden, wo ich bei der nächsten, übrigens phillipinischen und kochbegabten, Couchsurferin untergekommen bin.
Ich kann's kaum glauben, dass ich es tatsächlich schon fast geschafft habe, und wie einfach das Ganze doch im Nachhinein war. Allerdings ist mir bewusst, dass ich es ohne den Antrieb durch die beiden Projekte und die große Unterstützung von allen Bekannten und Unbekannten vermutlich nicht so einfach geschafft hätte. Vielen lieben Dank an dieser Stelle, wenn auch zum wiederholten Male.
In Kenia werden übrigens in der Zwischenzeit fleißig Meetings abgehalten, man stellt eine Reihe von "Untersuchungen" an, um festzustellen, was zu tun ist, wenn ich die ersten Spenden aus Deutschland überweise.
Morgen stürze ich mich erstmal in die Kieler Woche, und dann kann ich schon sagen "Übermorgen. Übermorgen ist der erste Teil meiner Reise zu Ende, und ichbin vorläufig am Ziel."

Samstag, 20. Juni 2009

hamburg,genau meine baustelle

wo es kompliziertes internet umsonst gibt, wo hier grade n riesen markt steigt undwo ich heiute abendmeine eigenewohnung haben werde.(diese leertaste klemmt!) gestern hab ich im tipi geschlafen, davor hab ich am ententeich in neuenkirchen gecampt. schöne erfahrungen - zu schönum die hier im altona-rummel alle auf die tastatur einzuhämmern. muss aber noch vermelden,dassmeine1000 kilometer bereits die 1000 euro marke überschrittenhaben! juhuuu! vielenvielendank. boah diese leertaste!!! naja, ich radel fleissigweiter und grüsse alle, die mich so toll unerstützen. ich glaube in weniger als einer wochewerde ich das vorläufige ziel flensburg erreicht haben. heute abend geniess ich erst nochmal doppel-h, eine meiner lieblingsstädte, die grade ziemlch im baustellenchaos versinkt, aber das ortsschild "Hamburg" zu sehen und über die fette elb-brücke zu radeln ist einfach irre, nachdem ich ja schon etwa 900km zurückgelegt habe!
so jetztreichts mir auch! bis bald.

Dienstag, 16. Juni 2009

Hannover

Geplant war die Abfahrt um etwa acht. Tatsächlich gestartet bin ich dann doch erst um halb zehn... das Frühstück war einfach zu lecker und die Unterhaltung zu interessant und das Haus zu wunderschön. Und ich hab sogar noch viel Proviant mitnehmen dürfen.
Mehr gibt's eigentlich gar nicht zu berichten. Außer vielleicht, dass ich um eins in Hannover war und um zwei in diese irre Wohnung hier am Schwarzen Bär konnte, wo alles mit schönen Sachen vollhängt: Poster, Bilder, Postkarten, Wandgemälde, Fotos, CDs, Regale, Pflanzen und Wäscheständer - alles hängt irgendwie von der Decke bei der WG von Couchsurfer Gildas...
Ich hab den Nachmittag genutzt und mich ein wenig durch Hannover treiben lassen. Heutzutage gleicht ja eine große deutsche Stadt der anderen, aber Hannover hat wenigstens den Maschsee und einen bezaubernden Park mit Seerosenteich und eine recht pittoureske Altstadt. Ich fahre vermehrt durch komplett rote Dörfer, die ausschließlich aus gebrannten Ziegeln gebaut zu sein scheinen.
Noch neun Tage, dann bin ich vorläufig am Ziel!

Montag, 15. Juni 2009

Ich zieh Leine! - und meine den Fluss :)


René konnte meinen hinteren Platten fachmännisch wechseln und nach einer vormittäglichen kleinen Kassel-Erkundung (zu Fuß!) radelte ich genüsslich an der Fulda entlang. Eigentliches Ziel war Hannoversch Münden, aber bereits mehrere Kilometer vorher wurde mir der Trubel bereits zu groß: Ich teilte mir den Radweg mit Horden von Fußgängern und anderen Radlern, alle auf dem Weg zum oder vom Mündener Rosenfest. Die Fußgängerzone proppevoll, Fischerchöre, Kinderkarussell, Pommesbuden und eine Laura, die, ein bisschen überrascht von all dem Gewoge, auf der Werrabrücke Pause macht. Der Entschluss stand fest: Hier bleibste nicht, bei so schönem Wetter musste dir kein Zimmer nehmen, da reicht eine Wiese zum Zelten. Und da zeigte mir meine kaum leserliche Fahrradkarte den Sternberg und eine angebliche Umfahrung, die da leider nicht war. Das war vielleicht ein Anstieg! Glücklicherweise fand ich gleich am Meensener Ortseingang eine schöne Pferdewiese und bekam von den netten Leuten sogar den Schlüssel fürs Ferienhaus, wo es ein Klo gab.
Gut, dass ich den Sternberg schon hinter mich gebracht hatte, so konnte ich es nämlich am Folgetag einfach nach Göttingen rollen lassen. Also, theoretisch. Praktisch funkte mir mein nicht vorhandener Orientierungssinn dazwischen und lotste mich auf einen fast bis zum Verschwinden zugewachsenen Waldweg (O-Ton Rennriette: "Ein altes Rad ist doch kein Mountainbike!"), nur um dann wieder in dem Dorf anzukommen, von wo aus ich auf diesen kaum befahrbaren Pfad gelangt war. Dass das nun Deutschlands erstes Bio-Energie-Dorf war, nämlich Jühnde, war mir in diesem Moment auch eher egal. Nichtsdestotrotz habe ich es dennoch bis Höckelheim geschafft und von da aus auch noch ins echte Echte (hach, was für ein Wortspiel!), wo Couchsurferin Daniela erst um acht Uhr abends von einer Tagung zurückkam und mich mit offenen Armen empfangen hat - bemerkenswert! Ich habe mich auch gleich mit ihrer Tochter Jessy unterhalten, und zwar über alles (was eine Dreizehnjährige und eine Zwanzigjährige eben so bewegt) und bevor sie ins Bett musste ("Morgen ist wieder Schule!"), habe ich sogar noch ein kleines afrikanischen Geschenk bekommen!
Und damit nicht genug: Nach einem ausgiebigen Frühstück hat mich Daniela sogar noch zurück nach Northeim gefahren, wo ich bei der HNA-Redaktion einen "Interview-Termin" hatte. So wird mein doch auch noch hier oben im Norden ein bisschen populär.
Ja, es ist tatsächlich schon Norddeutschland, wo ich mich gerade befinde, es ist unglaublich, wenn ich mal so auf die zurückgelegte Strecke blicke. Da ich morgen in Hannover Halt machen werde und mir die Stadt ein bisschen anschauen möchte, bin ich heute schon bis Brügge gefahren, dann habe ich morgen so knappe 50 Kilometer. Von Echte aus war ich eigentlich recht schnell in Alfeld, dem eigentlichen Ziel von heute, doch diese Stadt war zu groß und zu hässlich, um dort zu bleiben. Der Norden wird mit jedem Tag flacher, nur manchmal hügeln sich die Straßen noch ein bisschen, und anfangs war das Wetter auch noch recht fahrradtauglich, nicht zu warm und nicht zu kalt, aber in Alfeld nieselte es sich dann so richtig eklig ein und so war ich froh, als ich am Brüggener Ortseingang ein paar rosa Zettel fand, die mir den Weg zu Gabriele Bauer wiesen. Nun sitze ich an ihrem Computer und darf bloggen, während sie im Chor ist. Ich habe geduscht, zur Begrüßung eine leckere Brotzeit und ein nettes Gespräch bekommen, mir später Kartoffeln und Kraut aufgewärmt und löffle nun rote Grütze mit Sahne aus. "Essen Sie sich erstmal richtig satt!" Leute, ich platze gleich. Das ist hier aber auch alles so lecker, und diese nordischen Fachwerkdörfer - zu goldig. Frau Bauer wohnt in einem umgebauten Pferdestall mit Klavier und alten Sesseln und schönem Garten und es ist wie in so einem Hochglanz-Wohn-Magazin. Und weil ich mich hier so wohlfühle, mache ich einfach mal ein bisschen Werbung mit der Internetadresse, die zwar noch im Aufbau, aber doch hoffebtlich bald fertig gestellt ist:
www.landhaus-7-berge.de

Es ist wirklich schön, so viele nette Menschen zu treffen und so viel Unterstützung in jeglicher Hinsicht zu erfahren.
Vielen lieben Dank!

Freitag, 12. Juni 2009

Vom Nassen ins Trockene

Es gibt, wie dem Durchschnittsdeutschen zumindest durch das Medium Fernsehen bekannt sein dürfte, die Stadt Erfurt. Es gibt aber auch Nassenerfurt und dementsprechend dann auch Trockenerfurt. In Hessen. Jawoll. Und da musste ich heute durch. So langsam wirds auch trockener - furt. :) Nachdem ich bei Jan in Griesheim eine schöne kurze Nacht verbracht hatte (Er musste am nächsten Morgen in die Uni und hat mich um sechs geweckt.), habe ich erstmal noch in Ruhe frühstücken dürfen, nachdem er schon die Wohnung verlassen hatte. Abenteuerliche Aktion beim Verlassen des Hauses: Drücke innen im Haus den Summer, der das Tor öffnet und dir bleiben genau fünf Sekunden Zeit, dann hört's auf zu summen und das Tor ist wieder verschlossen. Dreimal bin ich ums Eck gesprintet, und beim vierten Mal hab ich es rechtzeitig ans Tor geschafft, sodass ich schließlich den Hof verlassen konnte. Die Bauarbeiter in der Straße haben sich köstlich amüsiert...









Nächste Hürden: Frankfurt (siehe Bild - gar nicht so leicht, da wieder rauszukommen!), Wolken, Regen, Platten.

Wie man einen platten Fahrradschlauch wechselt:
Man fahre zunächst mal singend weiter durch den Wald, ohne etwas zu bemerken. Irgendwann falle einem dann dieses merkwürdige Hoppeln des Vorderreifens auf und mit einem lautstarken "Hoppla!" halte man an. Man hole tief Luft und denke "Wie war das jetzt nochmal?". Man baue alles Gepäck vom Fahrrad ab und nehme das Vorderrad aus der Halterung. Man wühle nach der Stofftasche mit dem Werkzeug. Hat man diese gefunden, versuche man etwa eine Viertelstunde erfolglos, den Mantel des Vorderreifens zu entfernen, nachdem man bereits unglaublich stolz über die Tatsache ist, dass man das Ventil alleine und selbstständig gefunden UND aufgeschraubt hat.
Es erscheine ein freundlicher Radfahrer, dem man auf seine Frage hin "Kann man Ihnen was helfen?" den Rest des Schlauchwechsels überlasse. Man führe eine freundliche Unterhaltung und kommentiere dankbar seine kennerische Hilfe. Man lade alles wieder auf und fahre fröhlich weiter.
Der zerlöcherte Schlauch ist in einem Hotelzimmer Ihrer Wahl zu flicken.


Ich musste nämlich am Dienstag tatsächlich ein Hotelzimmer nehmen, die schwarzen Wolken hingen definitiv zu tief zum Zelten. Ich habe also dem netten Herrn an der Hotelrezeption in Karben charmant meine "Fahrradtour, guter Zweck, 1000 Kilometer, blablabla" - Ansage vorgeleiert und er war unglaublich freundlich und hat mir für weniger als die Hälfte des eigentlichen Preises ein Zimmer mit Frühstück bereitgestellt. Dankesehr!!

Es ging weiter nach Grünberg. BERG! Wie ich diesen Teil in Ortsnamen fürchte! Es war wieder kühl, windig, regnerisch. Abends fand ich Unterschlupf in einem leerstehenden Gehöft, oben auf dem Berg, wo einer der beiden einzigen Deutschen mit dem Namen Reginar (ja, wie Regina, nur mit R am Schluss und Betonung auf der letzten Silbe) mir einen geschützten Platz unter einem Unterstand zur Verfügung stellte und mir bei Aldi noch Studentenfutter kaufen fuhr.

Der nächste Morgen, die nächsten Wolken, die nächsten Schauer. Die Straßen leer, die Dörfer ausgestorben. Feiertag. Die Leute sitzen in ihren warmen Häusern, kochen Tee, essen Kuchen, lesen, sehen fern, spielen Brettspiele. Zumindest in meiner Vorstellung. Und ich habe kalte Füße. Wird denn dieser Juni nie ein bisschen wärmer? Ich mache Pause in einer Bushaltestelle, aber selbst da fegt der Wind durch. Dann noch lieber radeln (viel bergauf und -ab übrigens), da wird's einem wenigstens warm. Ich komme recht früh in Treysa an und beschließe, noch ein wenig weiterzufahren. Bis nach Allendorf schaffe ich es noch, wo ich am Ortseingang nach einer Übernachtungsmöglichkeit frage. "Fahren Sie doch einfach auf dem Fußballplatz, da hat bestimmt niemand was dagegen." Aha. Ganz sicher? Todsicher: Später kommt der Fußballvereinsvorstand sogar persönlich vorbei, schließt mir die Kabine auf und ich baue mein Zelt drinnen auf, habe sogar Klo und Dusche nebenan. (Die Dusche habe ich allerdings nicht benutzt, da kam nur kaltes Wasser raus und davon hatte ich eigentlich schon genug von oben gehabt!)
Abends kommt mir dann eine Idee: Vielleicht kann ich es schaffen, nach Guxhagen, der eigentlich vorgesehenen Station des nächsten Tages, noch nach Kassel weiterzufahren und dort bei Rene unterzukommen, den ich am Tag darauf eh auf nen Kaffee besucht hätte, der mir aber im Voraus schon einen Schlafplatz angeboten hatte.

Also um sechs Uhr aufstehen und, nachdem alles zusammengepackt und gefrühstückt ist, kurz nach sieben lostreten, um das alles auch jaaa zu schaffen. Die Strecke ist weiter hügelig, führt nun nicht mehr so sehr durch Landwirtschaft, sondern eher durch Kohleabbaugebiete, es ist weiterhin kühl und windig, aber die Sonne scheint sich so langsam durchzusetzen. Als es noch 26km nach Kassel sind, zeigt meine Uhr gerade etwas um elf herum an. Ich, sehr erstaunt, bemerke nicht, dass sich mein Rad zunehmend schwerer treten lässt. Kein Wunder: Der nächste Plattfuß, diesmal hinten. Kurz vor Kassel ist mir das aber schon egal, ich weiß, ich bin gleich da, folge der Fulda und schiebe das Rad durch Kassels Innenstadt (die übrigens genauso aussieht wie jede beliebige andere deutsche Einkaufsmeile auch), weil Rene noch in der Uni ist. In der Markthalle stocke ich mein Reiseproviant auf, auf dem "Kö" esse ich ein Schokoeis und treffe dann Rene, voll im Stress und gleich schon wieder beschäftigt, mit einer Kollegin irgendwelche Sachen zu organisieren. Kein Problem, da habe ich Zeit zu duschen und Tagebuch zu schreiben. Ich bin auf jeden Fall froh, mal ein wirklich warmes Bett zu haben. Ehrlich gesagt fehlt mir nicht einmal so sehr die Gesellschaft von anderen Leuten. Das, was mir am meisten fehlt, wäre sommerliche Wärme, die ja bis jetzt auf sich warten ließ, aber ich glaube fest daran: Sie kommt!

Meiner Rennriette (ja, ich habe meinem Drahtesel einen albernen Namen gegeben und ja, ich unterhalte mich auch manchmal mit ihm - äh, ihr, ist ja schließlich ein Damenfahrrad) geht es so mittelmäßig. Meistens sind wir unterschiedlicher Meinung und ich muss die Zügel (sprich die Gangschaltung) immer etwas fester anziehen, bevor sie mal SCHALTET, aber zumindest bergauf und im Gegenwind halten wir doch fest zusammen. Sie trägt bereitwillig mein Gepäck und nimmt jeden Huckel und jede Pfütze freudig mit. Seit dem veterinären Eingriff humpelt sie ein wenig auf dem Vorderrad und seit heute lahmt ja auch der Hinterhuf, aber ich nehme an, das kriegen wir wieder in den Griff.

Was mich besonders ermutigt, ist die Unterstützung, die ich von so vielen unterschiedlichen Leuten bekomme. Ich muss nun gleich mal noch den Spendenstand erheblich nach oben korrigieren und werde morgen nochmal einen Kontoauszug holen. Vielen lieben Dank für all die geistigen und materiellen Mutmacher, danke an die Spender und alle Weggefährten und an alle, die mir Unterschlupf gewähren. Und an all die Lieben zu Hause, die kräftig die Werbetrommel rühren oder auch einfach nur an mich denken.

Montag, 8. Juni 2009

Glückliche Bauern, ein Unfall und das Radio



Von Kirchhheim ging's früh am Morgen weiter in schönes Wetter hinein. Alles schön flach und am Fluss entlang (müsste der Neckar gewesen sein, wenn mich meine miserablen Erdkundekenntnisse nicht ganz verlassen haben...). Kurz vor Stuttgart traf ich immer wieder auf Radler und so kommt man immer mal wieder ins Gespräch und ich erhalte viel Zuspruch für meine Aktion. Das macht Mut! In Stuttgart habe ich dann mineralhaltiges Heilquellenwasser getankt, das fürchterlich geschmeckt hat und so auch die zweite Hälfte der Etappe geschafft. Um Markgröningen herum hatte ich keinen Bauernhof gefunden, also bin ich einfach weitergestrampelt. Unterriexingen klingt ja auch schon vom Namen her viel eher nach einem Bauerndorf und Tatsache: Auf der anderen Straßenseite waren diese vom Aussterben bedrohten Menschen gerade dabei, ihren Traktor zu beladen. Ich also rüber und nach nem Zeltplatz gefragt. Am Ende bin ich dann bei Bauer Erwin zu Hause gelandet ("Dau kasch au duschä!"). Es gab irre leckeres, im Backhaus selbstgebackenes Walnussbrot und Laugenbrötchen mit Käse und Gsellz ("Mir kennet elles, außer Marmelade sagä!"). Am nächsten Morgen wurde ich noch dem Sprudel-Kumpff und dem Herrn Pfarrer vorgestellt, die gleich mal ihre Spendenbereitschaft bekundeten. Asante sana!!!

Weiter ging's. Durch Regen und Nebel. Macht nicht so viel Spaß, aber wenn man sich warm einpackt und ordentlich strampelt, ist es gar nicht so schlimm. Die Strecke war ein bisschen hügelig, was man auch den Orten, durch die ich gefahren bin, entnehmen kann: HOHENhaslach, SpielBERG, SternenFELS. Aber die Weinberge gaben ein schönes Panorama ab, selbst im Nebel. Ich hab mich dann aber irgendwann doch aus Orientierungsgründen für die Landstraße entschieden und auf diese Weise bald Ubstadt erreicht. Der Campingplatz verlangte allerdings etwas zu große Summen für meinen kleinen Geldbeutel, also habe ich kurzerhand beim Barth'schen Hof in Weiher geklingelt und siehe da: Rosa und Klemens haben einen Pächter, der mich neben seinen Pferden mein Zelt aufbauen ließ. Vorher gab's aber noch einen selbstgebackenen, dreistöckigen Erdbeerkuchen mit Quark aus selbstgemolkener Ziegenmilch, eine kleine Hofführung und eine detaillierte Einführung in die Kunst der Eberkastration. Mit den Vierbeinern als Nachbarn und einem Pavillon überm Zelt schläft sich's doch gleich doppelt gut und nach selbstgemachten Dampfnudeln mit selbstgemachter Marmelda zum Frühstück steht einem motivierten Start doch nichts mehr im Wege!

Durch vereinzelte, aber weniger werdende Regengüsse habe ich mich durch das sonntäglich ausgestorbene Süddeutschland gestrampelt. Sehr hübsch sind vor allem immer Aussiedlerhöfe oder alte Bauernsiedlungen, durch die man als Fahrradfahrer häufig kommt. Außerdem ist hier in der Gegend die Landwirtschaft ganz groß: weitläufige Monokulturen, gespickt mit überdimensionalen, symetrischen Strommasten und ein paar mutigen Mohnblumen hier und da dazwischen. Nach einigen Malen Unterstehen kam ich dann schließlich doch noch in der schönen Stadt Ladenburg an, über die Neckarbrücke rüber, einmal kurz verschnaufen und bei der netten älteren Dame im Touristenbüro nach einer Zeltwiese gefragt. Die hat mich gleich weitergeschickt Richtung Heddesheim, wo zwischen all den Erdbeer- und Spargelfeldern einige Höfe stehen. Auf dem Weg dorthin habe ich mit einem spektakulären Manöver kurzerhand den Asphalt geküsst. Da kamen sich wohl mein Fahrrad, ein altes Eisenbahngleis, 15 Kilo Gepäck, mein Gleichgewichtssinn und die Schwerkraft in die Quere... Außer einem blauen und einem aufgeschürften Knie ist allerdings überhaupt nichts passiert. Ich kann wohl ziemlich froh sein, dass ich einen Helm trage und dass es somit nur meinen Fahrradkorb und nicht meinen Kopf ordentlich zusammengefaltet hat. Ich war so überrascht, dass mir nicht mehr passiert ist, dass ich mich erstmal an den Straßenrand setzen und kurz durchatmen musste. "In peace" und nicht "in pieces", wie man in Kenia sagt, habe ich dann ein etwas älteres Haus mitten am Feldweg erreicht, dessen Bewohner zwar alle keine Landwirte sind, mich aber trotzdem in ihrem Garten haben zelten lassen und mir heute Morgen sogar noch einen Tee angeboten haben.

Sollte jemand von den werten Lesern jemals von Hähnlein nach Hartenau wollen oder sogar müssen, empfehle ich den Luftweg oder aber Beamen. Ich persönlich habe nämlich blöderweise nur den an römische Verhältnisse grenzenden, für Radfahrer absolut untauglichen Kopfsteinpflasterweg gefunden. Das macht mit etwas größerem Gepäck natürlich besonders viel Spaß! Ansonsten zeichnete sich die heutige Strecke aber vor allem durch pitoureske Fachwerkhäuser und zwei holländische Rom-Fahrradpilger aus. Noch mehr Aussiedlerhöfe, noch mehr Felder (diesmal eher Raps), noch mehr Feldwege und Landstraße. In Griesheim habe ich ohne Probleme meinen heutigen Couchsurfer Jan getroffen, der mich zuerst im Darmstädter Herrenpark seinen jonglierenden Diabolo-Freak-Freunden und dann seinen bewundernswerten Kochkünsten vorgestellt hat: Es gab selbstgemachten, vegetarischen Dürüm - sehr lecker!

Ich habe gehört, dass es doch recht viele positive Reaktionen auf meine Tour gibt: Mein liebens- und lobenswerter Papa hat keine Mühen gescheut und mich kurzerhand ins Radio gebracht und meine unglaublichen Freunde haben eine eigene Studi-VZ-Gruppe für oder über mich zusammengestellt. Ich bekomme motivierende Mails von unbekannten Leuten. Wow, damit hätte ich ja nicht gerechnet! Vielen lieben Dank an dieser Stelle an alle, die das alles weitererzählen, unterstützen, publik machen! Ich finde es toll, so viel Unterstützung und Bestätigung zu erfahren, das gibt Rückenwind für die weiteren Etappen. Und ich bin natürlich auch für alle neuen Ideen und Möglichkeiten immer offen und ansprechbar.

So, jetzt werde ich noch ein paar Fotos hochladen - und dann gute Nacht!

Donnerstag, 4. Juni 2009

Ups! Die Schwäbische Alb!

Es ist ein sommerlicher Vormittag. Laura radelt guter Dinge an der Blau entlang, pfeift ein Liedchen und erreicht das Ende des Radweges. Sie hält an und fragt den netten Herrn mit Hund: Wo geht's denn hier nach Laichingen? Der Mann: Ach, da fahren Sie am besten hier gleich links und dann auf dem neuen Radweg entlang, der müsste bis nach Wippingen gehen und dann geht's rechts eine Steige rauf, da ist es eigentlich ganz angenehm, über die Schwäbische Alb zu fahren. Laura bedankt sich noch und fährt weiter, doch in ihrem Kopf rumort es bereits: Wie jetzt, Schwäbische Alb? Wer hat die denn da hingestellt? Meine Karten sind eindimensional, also flach wie 'n Blatt Papier, weil auf Papier gedruckt, da kann dann nicht einfach eine Schwäbische Alb auftauchen! Doch, kann sie schon! Schonmal 15 Kilo Gepäckt durch Gegenwind über die Schwäbische Alb gefahren? Ich schon!
Naja, das klingt jetzt alles schlimmer, als es tatsächlich war. Ich hab eben ein bisschen geschoben, aber es geht mir ja auch um keinerlei sportliche Leistung, sondern um ein bisschen Aufmerksamkeit für die beiden Projekte. Nach einer etwas kühlen Nacht auf dem Westernheimer Campingplatz habe ich heute morgen meinem Fahrrad einmal einen Schubser verpasst und dann ging's beinahe durchgehend huiiiii die Schwäbische Alb auf der anderen Seite wieder runter bis nach Kirchheim, wo ich als Erste auf Holgers Couch surfen darf! Welch eine Ehre.
Morgen steht dann die Stuttgart-Durchfahrt an und ich hoffe sehr auf einen gutmarkierten Radweg, denn meine Karte gibt in dem Fall nicht so viel her und ich hatte mich schon vor Laichingen etwas verfranst...
Wir werden sehen.


Die Teck, von Holgers
Balkon aus betrachtet.

Mittwoch, 3. Juni 2009

Fertig, los!

Die ersten 18 Kilometer meiner Tour waren denkbar entspannt. Von Bühl nach Ulm ist es ziemlich flach und nicht so weit. Genug Zeit, um sich an schwankendes Gepäck und das Gewicht zu gewöhnen. Unterwegs hat mir die Fahrradkette natürlich gleich mal klargemacht, dass sie sich nicht so ohne Weiteres einfach 1000 Kilometer um die Zahnräder drehen wird. Doch mit höflichem, aber bestimmten Wieder-Einhängen werde ich auch diese Meuterei während der Reise unter Kontrolle halten.
Heute gehts wohl noch genauso entspannt weiter: auf nach Laichingen, wo ich einen Zeltplatz ausfindig machen muss. Die Sonne scheint, es ist Frühsommer in Ulm.
Gestern abend hat mich meine couchsurferin Mareike gleich noch mitgenommen in die Friedrichsau, wo ich ihre seiltanzenden, edelsteinbegeisterten und Kindergerüst-kletternden Freunde und eine Bühlerin getroffen habe, mit der ich seinerzeit zusammen im Firmunterricht war (lang, lang ist's her) und die jetzt in Ulm studiert. --- Die Welt ist ein Dorf! Die beiden Mädels haben mir gleich mal ihre Wohnung überlassen, sind jetzt studieren und arbeiten gegangen und ich darf freundlicherweise noch ins Internet.
Ich muss mich noch ein bisschen in das komplizierte, obwohl von mir selbst entwickelte Packsystem der Fahrradtaschen einfinden: Wo wird nochmal der Schlafsack verstaut? Zelt und Klamotten in den Rucksack, oder doch getrennt in die Taschen? Und wo ist gleich wieder das verfluchte Handtuch?
Ich nehme diese Übung jetzt gleich wieder in Angriff, werde zusammenpacken und Kilometer sammeln gehen. Wünscht mir gute Fahrt!