Samstag, 23. Januar 2010

eine ratte im wasser fuer das maedchen aus anyiko

ihr lieben!

endlich endlich habe ich mal zeit - und vor allem internetzugang, um euch zu schreiben. ich bin hier gut angekommen, enn auch etas ermuedet von der vielen fliegerei. waehrend sie am muenchner flughafen die maschine noch mit einer rosanen fluessigkeit enteisen mussten, schwitze ich hier nun bei ueber 30 grad im schatten und betoniere mich mit sunblocker zu. nichtsdestotrotz ist es einfach unglaublich, wieder hier zu sein. die landschaft, die gerueche, die menschen - nichts ist mehr fremd. manche sachen nehme ich gar nicht mehr so wahr: die bizarren fruechte am strassenrand (schonmal dragon fruit gesehen - geschweige denn gegessen??), die farbenfrohen stoffmuster, ziegen und kuehe, die ueber den markt spazieren... alles kommt mir so bekannt vor. die welt ist ein dorf und kenia ist mein zweites zuhause.

hier bei antony in anyiko waren alle total begeistert, mich wiederzusehen. leute, deren gesicht ich ueberhaupt nicht mehr im gedaechtnis hatte, kannten meinen namen, kinder tuschelten sich zu: oh, das ist laura!! mittlerweile nennen sie mich nyar anyiko, das maedchen aus anyiko, oder shemeji, das heisst schwaegerin, und da hier ja jeder antonys bruder ist, bin ich wohl mit dem ganzen dorf verschwaegert.

das work camp laeuft sehr erfolgreich soweit. die finanzen bespreche ich immer mit antony, der weiss am besten, was die baustelle im moment braucht und wie man die community dazu bringt, auch sich selbst einzubringen. die mithelferzahl ging natuerlich rapide zurueck waehrend der ersten arbeitswoche, aber das war nicht anders zu erwarten. trotzdem gibt es ein paar leute, die man kontinuierlich auf der baustelle sieht und die tatkraeftig mithelfen. wenn ich sage "baustelle", muss man sich ein gegrabenes fundament vorstellen, in dem der chief von anyiko north east ugenya location (blabla, ich weiss auch nicht, was genau seine aufgabe ist) und ich (!!) die ersten beiden grundsteine gelegt haben. (das war auch der tag, an dem ich nyar anyiko wurde.) mittlerweile haben wir da spezielle, grosse steine reinzememntiert und die zugeschaufelt, um das fundament stabil zu machen. (beim graben im roten, sandigen boden stoesst man immer wieder auf schlangeneier!) ausserdem haben wir in einem loch betonmischer gespielt: man lockert die lehmige erde, mischt sie mit wasser, schaufelt sie von einer seite zur anderen, stampft knietief in der pampe rum, haeuft sie auf, damit sie zwei tage ruhen kann und matscht die tonaehnliche masse dann in ziegelformen, die zum trocknen ausgelegt und mit gras bedeckt werden. das macht irre spass!! als wir heute morgen das gras entfernten, um die ziegel zu wenden, haben wir leider entdecken muessen, dass ueber nacht wohl jemand drauf rumgetrampelt sein muss, sei es aus missgunst oder schlafwandlerei (fuer die leute aus anyiko ist klar: das war ein witch doctor, ein schwarzer magier.), und ein paar ziegel von den bisher 2000 sind zerstoert. man wird wohl wachen aufstellen.

naechste woche ist dann das unfertige klassenzimmer der polytechnic dran. aber am montag bin ich erstmal im kuechenteam, das heisst, ich bleibe zu hause, also bei unserer gastfamilie, um fuer die anderen freiwilligen zu kochen. das funktioniert natuerlich nach wie vor ueber offenem feuer. so wie die dusche immer noch die altbewaehrte "bechertechnik" fordert, also: stelle dir eine grosse schuessel wasser in eine kabine, seife dich ein und schuette dann das kalte wasser ueber dich. ich wusste gar nicht, wie toll das ist, vor allem bei diesen temperaturen. fast so toll wie zaehneputzen unter diesem atemberaubenden, sternenvollen himmel. fast so toll wie das exotische vogelkonzert jeden morgen oder die affen, die uns ab und zu besuchen kommen. anstrengend dagegen ist das staendige wasser holen. alle zwei tage muessen wir los, unterhalb vom grundstueck wasser aus einem brunnen schoepfen und in unsere grossen tanks fuellen. eines morgens machte ich leider die unangenehme entdeckung einer toten ratte im tank. ich suchte so nach dem schoepfer in dem dunklen, schwarzen loch, weil ich mich waschen wollte, und stiess auf etwas weiches. das arme viech war wohl in der nacht in den tank gefallen und ertrunken. das hiess: 200 in harter arbeit hochgeschleppte liter duschwasser mussten weggekippt und ersetzt werden. :( und fuers trinkwasser muessen wir noch weiter laufen, bis zur naechsten grundschule, wo es eine pumpe gibt, und natuerlich hunderte neugieriger kinderaugen, die sich heimlich ueber die wazungu totlachen, die da versuchen, laeppische 20 liter zu zweit zu tragen.

unsere gruppe besteht aus kenianern, deutschen, finnen, einer niederlaenderin, einer kanadierin und einer japanerin. alles in allem kommen wir super miteinander aus, aber ohne konflikte gehts in so einer gruppe natuerlich nie. das ist vor allem fuer mich anstrengend, weil ich natuerlich die sicht der weissen verstehe, aber auch an kenianische verhaeltnisse gewoehnt bin. und dazu bin ich nicht einfach nur eine freiwillige, sondern ein dorfbekanntes gesicht und eine mitorganisatorin des camps. um mal ein bisschen abstand zu gewinnen, haben anton und ich deshalb beschlossen, diese nacht bei einem freund in einem etwas entfernteren dorf zu verbringen. er wollte letztes jahr schon, dass wir bei ihm uebernachten, und so haben wir jetzt die moeglichkeit, einen abend mal ueber was anderes zu reden und nicht ueber das morgige menue oder die arbeit fuer naechste woche nachdenken zu muessen.

noch kurz zu unserem nachmittagsprogramm: neben waesche waschen, tagebuch schreiben, kueken kucken, kuehe vom waschwasser vertreiben und einfach nur relaxen, besuchen wir auch schulen, unterhalten uns mit den schuelern und schauen ausserdem bei leuten vorbei, die uns bei der arbeit helfen. fuer die ist das natuerlich eine grosse ehre, so viele weisse bei sich willkommen zu heissen.

tja, was soll ich noch erzaehlen? ausser einem leichten grummeln in der magengegend, der andeutung eines sonnenbrandes und hoellischen muskelkaters leide ich weiter keine schmerzen. mir gehts blendend hier und ich finde es ueberraschend, wie einfach ich mich sofort wieder an alles gewoehnt habe. ich bin sehr, sehr froh, hier zu sein, wegen der projekte einerseits, aber auch einfach, weil ich das land und seine kultur sehr liebgewonnen habe.

am 31. januar reisen die freiwilligen ab, am 1. februar beginnt meine besuchstour. ich werde das "alte" work camp in ebulonga besuchen und dann in der naehe vom regenwald eine woche in takatifu gardens arbeiten. aber vielleicht habe ich vorher nochmal die gelegenheit, euch zu schreiben.

ich hoffe, ihr koennt euch eine etwaige vorstellung von meinen abenteuern machen und macht euch bitte nicht zu viele sorgen, wenn ich nicht oft schreibe. fuer mich persoenlich ist eben nicht mehr so vieles total neu und deswegen brennt mir auch nicht mehr so viel auf den lippen.

alles alles liebe und gute und die besten wuensche aus kenia!!

2 Kommentare:

  1. Hallo Große,
    schön von Dir zu hören und dass es Dir gut geht. Dass man ab und zu ein paar Rückschläge verkraften muss ist normal. Nicht alles läuft rund. Dies darf man sich aber nicht so zu Herzen nehmen. Auf jeden Fall ist es gut zu erfahren, dass die Projekte voran gehen. Gestern hatten wir bei -5Grad den Nachtumzug. Ca. 80 Wägen schlängelten sich durch Bühl. Viele Leute, viel Licht, viel laute Musik. Wir bauten mit den Nachbarn vor der Garage Tische mit Pizza, Tee, Krapfen, Semmel, Apfelschorle, Glühwein...auf und unser WC machten wir zur öffentlichen Toilette. Die Teilnehmer waren froh und bedankten sich sehr. Bis halb 12 ging das so. Danach war aufräumen angesagt.
    Liebe Laura, genieße die Zeit in Kenia, pass auf Dich auf und komme gesund wieder nach Hause.
    Liebe Grüße an Alle,
    Papa

    AntwortenLöschen
  2. Hallo liebe Laura, ich bin der Vater von der anderen Laura R. Ich hoffe euch geht es gut und wir bleiben in Kontakt und können euch mit unseren Gedanken, Gebeten und ein paar finanziellen Hilfen weiterhin zur Seite stehen. Auch wenn wir weit weg sind von euch, sind wir in Gedanken ganz nah.

    Gruss Klaus Rottenbacher

    AntwortenLöschen