Dienstag, 2. August 2011

wieder zu hause

Liebe Leser!

Nach fast anderthalb Jahren bin ich nun wieder in Kenia. Die Anreise war wie immer recht lang: zuerst etwa 11 Stunden Flug mit Umsteigen, dann nochmal acht Stunden Bus, bzw. Achterbahn, wenn ich an die Strasse von Kisumu nach Busia denke. Aber sie hat sich wie immer gelohnt. Jetzt sitze ich in meinem Haus auf meinem Sessel und der Nachmittag ist einigermassen frei. Die ersten Tage durfte ich keinen Finger ruehren, aber jetzt bin ich schon kein visitor mehr sondern ein Teil der Familie. Am Sonntag waren ziemlich viele Leute da, auch der Pastor, und das Haus wurde offiziell eingeweiht. Viele Leute kennen mich immer noch als Nyar Anyiko, das Maedchen aus Anyiko, und ich fuehle mich sehr wohl hier, weil ich so nett empfangen wurde.

Seit Montag ist aber Schluss mit Urlaub, die Woche fing erstmal mit dem grossen Abwasch vom Sonntag an. Im Moment ist Erntezeit, und ich hab mir schon mindestens acht Blasen an den Haenden zugezogen, weil wir seit zwei Tagen Hirse ernten, also die Kolben von den Pflanzen schneiden, dann vor dem Haus ausbreiten (wo Lucy, eine meiner kenianischen Muetter, den Boden ganz glatt mit Kuhdung ausgestrichen hat) zum Trocknen, sie schliesslich kraeftig mit riesigen Holzloeffeln dreschen und wenn Wind kommt, die Koerner in einen Korb rieseln lassen, damit die Spreu wegfliegt. Der Kuhdung ist ganz glatt, trocken und sauber und erleichtert die Arbeit enorm, denn dann kommt kein Dreck zwischen die Koerner.

Die Hirse wird zum typischen braunen Ugali verarbeitet, das ich schon irgendwie vermist habe. Ueberhaupt ist mir das Essen hier schon so bekannt, dass ich keinerlei Gewoehnungsprobleme habe. Ich weiss auch gar nicht so genau, was ich schreiben soll, weil mir alles so normal erscheint. Tatsaechlich fuehlt es sich an, als sei ich nach Hause gekommen. Auch das Wetter ist ziemlich angenehm. Jetzt gerade, am Nachmittag, knallt die SOnne schon ganz schoen, aber selbst unter unserem Wellblechdach ist es dank der Lehmwaende angenehm kuehl und heute morgen waren wir schon um sieben auf dem Feld (wo man etwa 20 MInuten hinlaeuft), da laesst es sich durchaus aushalten und arbeiten; und hin und wieder geht ein leichter Wind. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir noch keine Fenster haben, das ist eines der kleinen Hausprojekte, die wir starten wollen. Antony hat auch angefangen, ein Regal zu bauen und der Boden muss noch betoniert warden, damit die Moebel von Termiten verschont bleiben. Ich versuche, den SOnnenstand zu beobachten, um geeignete Plaetzchen fuer kleine permakulturelle Experimente zu finden. Ein paar Kressesamen spriesen schon vor sich hin und vielleicht bauen wir einen “chicken tractor”, damit die Huehner die paar Quadratmeter neben unserem HAus soweit vorbereiten koennen, dass wir dann einen kleinen Kraeutergarten anlegen koennen.

Auf dem neuen compound, also dem Familiengrundstueck, das noch nicht so lange existiert, waechst ueberhaupt viel – was eher ungewoehnlich ist. Im Moment baumelt die Waesche im Mais und die Huehner fuehren ihre knuffigen, zwei Tage alten Kueken zwischen Kassawabaeumen herum. Ausserdem stehen hier ien paar Mango- und Avocadobaeume, und heute habe ich Guacamole gemacht und allen hats geschmeckt.

An gewisse Regeln muss ich mich noch gewoehnen: Ich esse mit Lucy in ihrem Haus, die Jungs mit den anderen Maennern und ihrem Vater woanders. Auch die Art, wie man Gaeste bewirtet, folgt strengen Regeln, die ich nun als Hausbesitzerin natuerlich auch erfuellen muss. Aber die Leute sehen es mir nach, wenn ich etwas tue, was in ihren Augen komisch erscheint, lachen mit mir und erklaeren es mir fuers naechste Mal.

Die Projekte habe ich auch schon besucht. Ich dachte wirklich erst, das muss ein anderer Ort sein als der, den ich im Februar 2010 verlassen habe. Die Schule sieht so toll aus! Wie eine richtige Schule eben. Es finden Naehkurse darin statt, aber im Moment haben alle Kenianer Ferien bzw. Sind mit der Ernte beschaeftigt. Die Klinik wartet auf ihr Dach, und statt der grossen Veranda nach vorne wurden kurzerhand zwei extra Raeume gebaut, was wahrcheinlich eine gute Idee war. Mitte August wird es ein Harambe, einen Spendenaufruf geben, und es sind auch noch ein paar Spenden aus Deutschland vorhanden. Allerdings versuchen Antony und ich uns derzeit eher zurueckzuhalten, den es soll ja die Klinik fuer Anyiko werden und kein Geschenk aus Deutschland, fuer das sich am ENde keener verantwortlich fuehlt. Ich habe meinen guten Freund Mr Sind getroffen, der auch der Vorsitzende der beiden Projekte ist, und er meinte, dass nun auch alle Papiere, die fuer die Registrierung der Schule notwendig sind, in saemtlichen Bueros von saemtlichen Zustaendigen mit allen notwendigen Unterschriften und Stempeln vorliegen. Man hat wirklich lange genug dafuer gekaempft und sich auch ein bisschen veraeppeln lassen, aber jetzt kann man wirklich nichts mehr tun als zu warten, und vielleicht hin und wieder nachzufragen.

Ich in ja noch nicht so lange hier und es git noch viel zu besprechen und zu organisieren. Jetzt werde ich aber erstmal duschen und nach der Hirse sehen, den gerade kommt ein Wind auf und wenn der aufhoert zu wehen, kommt ziemlich sicher Regen. Davor muss die trocknende Hirse wieder verpackt und zurueck in Lucys Haus verstaut werden, und weil sonst keener da ist, muessen Paul und ich das machen.

Bis demnaechst! Gruesse aus Anyiko, Kalala Compound.


PS: Diesen Text habe ich am Dienstag, 2. August um halb vier geschrieben und werde ihn einfach kopieren und in den Blog einfuegen, um Internetguthaben zu sparen.

2 Kommentare:

  1. Namaste Laura!
    na, verrat mir mal nochmal wie ich auf Swahili dich begrüße. Jambo?
    Freu mich, dass dir dass ankommen in Kenia so leicht fiel und für den echt ausführlichen Artikel, welcher einen echt super Einblick in deinen Alltag deiner ersten Tage gibt!

    Ich fühle mich in Leipzig nun richtig angekommen. Nächste Woche Dienstag hisse ich jedoch schon die Segel gehn Litauen. Freu mich von Tag zu Tag mehr darauf!

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  2. Hallo, meine Große.

    Schön, dass es Dir in Deinem Zuhause gut geht. Die Erholung war ja nicht lange, aber dafür bist Du auch nicht nach Anyiko gegangen. Man spürt richtig, dass Du Dich wohl fühlst und ich denke, Du wirst auch akzeptiert, was dort mit Sicherheit nicht einfach ist. 'Wenn ich die Augen schließe, dann ich mir Dich ganz gut vorstellen, wie Du auf dem Feld arbeitest oder zu Hause die Gäste versorgst. Schön, dass die Anderen Dir beim Erlernen bestimmter Regeln behilflich sind und auch toll, dass es mit den Projekten und Eurem Haus voran geht. Irgendwie beneide ich Dich schon ein wenig :-).
    Bei uns hat das Wetter umgeschlagen. Regen und max. 17°. Pünktlich zum Start meines Urlaubs. Aber da fällt mir schon was ein.
    Ich wünsche Dir, Antony und dem gesamten Compound. für die Mitte August stattfindende Harambe wünsche ich Euch viel Erfolg.

    Liebe Grüße aus Germany,
    Papa

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