Montag, 8. Juni 2009

Glückliche Bauern, ein Unfall und das Radio



Von Kirchhheim ging's früh am Morgen weiter in schönes Wetter hinein. Alles schön flach und am Fluss entlang (müsste der Neckar gewesen sein, wenn mich meine miserablen Erdkundekenntnisse nicht ganz verlassen haben...). Kurz vor Stuttgart traf ich immer wieder auf Radler und so kommt man immer mal wieder ins Gespräch und ich erhalte viel Zuspruch für meine Aktion. Das macht Mut! In Stuttgart habe ich dann mineralhaltiges Heilquellenwasser getankt, das fürchterlich geschmeckt hat und so auch die zweite Hälfte der Etappe geschafft. Um Markgröningen herum hatte ich keinen Bauernhof gefunden, also bin ich einfach weitergestrampelt. Unterriexingen klingt ja auch schon vom Namen her viel eher nach einem Bauerndorf und Tatsache: Auf der anderen Straßenseite waren diese vom Aussterben bedrohten Menschen gerade dabei, ihren Traktor zu beladen. Ich also rüber und nach nem Zeltplatz gefragt. Am Ende bin ich dann bei Bauer Erwin zu Hause gelandet ("Dau kasch au duschä!"). Es gab irre leckeres, im Backhaus selbstgebackenes Walnussbrot und Laugenbrötchen mit Käse und Gsellz ("Mir kennet elles, außer Marmelade sagä!"). Am nächsten Morgen wurde ich noch dem Sprudel-Kumpff und dem Herrn Pfarrer vorgestellt, die gleich mal ihre Spendenbereitschaft bekundeten. Asante sana!!!

Weiter ging's. Durch Regen und Nebel. Macht nicht so viel Spaß, aber wenn man sich warm einpackt und ordentlich strampelt, ist es gar nicht so schlimm. Die Strecke war ein bisschen hügelig, was man auch den Orten, durch die ich gefahren bin, entnehmen kann: HOHENhaslach, SpielBERG, SternenFELS. Aber die Weinberge gaben ein schönes Panorama ab, selbst im Nebel. Ich hab mich dann aber irgendwann doch aus Orientierungsgründen für die Landstraße entschieden und auf diese Weise bald Ubstadt erreicht. Der Campingplatz verlangte allerdings etwas zu große Summen für meinen kleinen Geldbeutel, also habe ich kurzerhand beim Barth'schen Hof in Weiher geklingelt und siehe da: Rosa und Klemens haben einen Pächter, der mich neben seinen Pferden mein Zelt aufbauen ließ. Vorher gab's aber noch einen selbstgebackenen, dreistöckigen Erdbeerkuchen mit Quark aus selbstgemolkener Ziegenmilch, eine kleine Hofführung und eine detaillierte Einführung in die Kunst der Eberkastration. Mit den Vierbeinern als Nachbarn und einem Pavillon überm Zelt schläft sich's doch gleich doppelt gut und nach selbstgemachten Dampfnudeln mit selbstgemachter Marmelda zum Frühstück steht einem motivierten Start doch nichts mehr im Wege!

Durch vereinzelte, aber weniger werdende Regengüsse habe ich mich durch das sonntäglich ausgestorbene Süddeutschland gestrampelt. Sehr hübsch sind vor allem immer Aussiedlerhöfe oder alte Bauernsiedlungen, durch die man als Fahrradfahrer häufig kommt. Außerdem ist hier in der Gegend die Landwirtschaft ganz groß: weitläufige Monokulturen, gespickt mit überdimensionalen, symetrischen Strommasten und ein paar mutigen Mohnblumen hier und da dazwischen. Nach einigen Malen Unterstehen kam ich dann schließlich doch noch in der schönen Stadt Ladenburg an, über die Neckarbrücke rüber, einmal kurz verschnaufen und bei der netten älteren Dame im Touristenbüro nach einer Zeltwiese gefragt. Die hat mich gleich weitergeschickt Richtung Heddesheim, wo zwischen all den Erdbeer- und Spargelfeldern einige Höfe stehen. Auf dem Weg dorthin habe ich mit einem spektakulären Manöver kurzerhand den Asphalt geküsst. Da kamen sich wohl mein Fahrrad, ein altes Eisenbahngleis, 15 Kilo Gepäck, mein Gleichgewichtssinn und die Schwerkraft in die Quere... Außer einem blauen und einem aufgeschürften Knie ist allerdings überhaupt nichts passiert. Ich kann wohl ziemlich froh sein, dass ich einen Helm trage und dass es somit nur meinen Fahrradkorb und nicht meinen Kopf ordentlich zusammengefaltet hat. Ich war so überrascht, dass mir nicht mehr passiert ist, dass ich mich erstmal an den Straßenrand setzen und kurz durchatmen musste. "In peace" und nicht "in pieces", wie man in Kenia sagt, habe ich dann ein etwas älteres Haus mitten am Feldweg erreicht, dessen Bewohner zwar alle keine Landwirte sind, mich aber trotzdem in ihrem Garten haben zelten lassen und mir heute Morgen sogar noch einen Tee angeboten haben.

Sollte jemand von den werten Lesern jemals von Hähnlein nach Hartenau wollen oder sogar müssen, empfehle ich den Luftweg oder aber Beamen. Ich persönlich habe nämlich blöderweise nur den an römische Verhältnisse grenzenden, für Radfahrer absolut untauglichen Kopfsteinpflasterweg gefunden. Das macht mit etwas größerem Gepäck natürlich besonders viel Spaß! Ansonsten zeichnete sich die heutige Strecke aber vor allem durch pitoureske Fachwerkhäuser und zwei holländische Rom-Fahrradpilger aus. Noch mehr Aussiedlerhöfe, noch mehr Felder (diesmal eher Raps), noch mehr Feldwege und Landstraße. In Griesheim habe ich ohne Probleme meinen heutigen Couchsurfer Jan getroffen, der mich zuerst im Darmstädter Herrenpark seinen jonglierenden Diabolo-Freak-Freunden und dann seinen bewundernswerten Kochkünsten vorgestellt hat: Es gab selbstgemachten, vegetarischen Dürüm - sehr lecker!

Ich habe gehört, dass es doch recht viele positive Reaktionen auf meine Tour gibt: Mein liebens- und lobenswerter Papa hat keine Mühen gescheut und mich kurzerhand ins Radio gebracht und meine unglaublichen Freunde haben eine eigene Studi-VZ-Gruppe für oder über mich zusammengestellt. Ich bekomme motivierende Mails von unbekannten Leuten. Wow, damit hätte ich ja nicht gerechnet! Vielen lieben Dank an dieser Stelle an alle, die das alles weitererzählen, unterstützen, publik machen! Ich finde es toll, so viel Unterstützung und Bestätigung zu erfahren, das gibt Rückenwind für die weiteren Etappen. Und ich bin natürlich auch für alle neuen Ideen und Möglichkeiten immer offen und ansprechbar.

So, jetzt werde ich noch ein paar Fotos hochladen - und dann gute Nacht!

1 Kommentar:

  1. hey laurii
    jetz meld ich mich mal auf diesem weg...
    wollte dich ja anrufen aber die handynr die du mir im icq geschickt hast is iwie falsch :(
    ich hoffe dir gehts gut und du hast schon einige spenden einsammeln können
    lg tini

    AntwortenLöschen